Ausgabe Nr. 42 (November/Dezember 2012)
Unterwegs in Frankreich
Drôme-Tal
Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen
Das Drôme-Tal ist ein Ort für Kenner. Die meisten rasen entweder westlich vom Tal über die Rhône-Tal-Autobahn gen Süden oder erkunden östlich davon die Alpen rund um Gap. Dabei zeigt das Drôme-Tal, was zwei wunderschöne Landschaften, die Provence und die Alpen, gemeinsam als Höchstleistung hervorbringen können. Mit Berggipfeln und Lavendelfeldern verwöhnt das Tal selbst anspruchsvolle Touristen. Ein echter Geheimtipp, der jedoch eine große Gefahr birgt: Wer einmal im Drôme-Tal war, will unter Umständen nie mehr nach Hause.
Paris
Paris mit Kindern
Wenn man mit Kindern eine Großstadt besucht, ist es nicht immer einfach, den Nachwuchs bei Laune zu halten. Doch die französische Hauptstadt hat für Kinder jeden Alters einiges zu bieten. Manche Museen sind speziell auf Kinder ausgerichtet, andere besitzen einen eigenen Bereich für kleine Besucher und in jedem Stadtteil gibt es Spielplätze und Grünanlagen zum Austoben. Ein paar Vorschläge, wie man einen Parisaufenthalt für Kinder spannender gestalten und eine klassische Stadtbesichtigung unterwegs auflockern kann.
Lothringen
Maison de Robert Schuman
Der kleine Ort Scy-Chazelles, einige Kilometer westlich von Metz, beheimatet das Wohnhaus von Robert Schuman, einer der Gründungsväter der Europäischen Union. Ein Besuch des Hauses ermöglicht Einblicke in das Privatleben und berufliche Wirken eines Mannes, der sein ganzes Leben einer großen Idee gewidmet hat: der Schaffung eines vereinigten Kontinents. Außerdem bietet der schöne Garten des Anwesens einen Moment der Ruhe und Entspannung.
Südwesten
Bastiden, die neuen Städte des Mittelalters
Im Mittelalter, insbesondere im 13. und 14. Jahrhundert, entstanden in den meisten europäischen Ländern aus politischen, militärischen, wirtschaftlichen oder demografischen Gründen neue Dörfer und Städte. So auch in Frankreich, vor allem in den Regionen Aquitanien, Midi-Pyrénées und Languedoc-Roussillon im Südwesten des Landes. Man schätzt, dass dort damals rund 600 neue Siedlungen gegründet wurden, die alle dem gleichen Grundmuster folgten. Bis heute sind rund 300 der als Bastiden bezeichneten Städte erhalten. Es gibt dabei einige Parallelen zu Immobilienprojekten aus heutiger Zeit.
Orange
Eine Stadt spielt Theater
Das südfranzösische Orange im Departement Vaucluse ist mit seinen 30.000 Einwohnern nicht besonders groß, macht aber dennoch viel von sich reden. Zuallererst wegen des beeindruckenden architektonischen Erbes: Ein antikes Amphitheater, das viele als das am besten erhaltene aus römischer Zeit ansehen, und ein restaurierter Triumphbogen lohnen definitiv einen Besuch. Dann wegen des kulturellen Angebots: Jedes Jahr findet mit den « Chorégies d'Orange » eines der wichtigsten französischen Festivals der Oper und der klassischen Musik statt. Schließlich wegen der Politik: 1995 wurde in dieser Stadt als in einer der ersten im Land ein Politiker des rechtsextremen Front National zum Bürgermeister gewählt, was bis heute für landesweite Schlagzeilen sorgt. Sollte man Orange aus diesem letzten Grund boykottieren? Sicherlich nicht. Die alten Steine in der Stadt erinnern daran, dass man immer neugierig bleiben soll und sich manche Ereignisse im Angesicht einer Jahrtausende alten Geschichte relativieren.
Cognac
Von betrunkenen Spinnen und verdächtig schwarzen Fassaden
Mit Cognac werden gerne Lederclubsessel vor einem knisternden Kaminfeuer assoziiert, in denen man es sich gemütlich macht, um mit Freunden zu diskutieren, während man eine Zigarre raucht. Cognac hat für viele etwas Dekadentes. Doch anders als das Getränk liefert die Kleinstadt Cognac, die im Westen Frankreichs zwischen Poitiers und Bordeaux liegt, auf den ersten Blick kein besonders luxuriöses Bild ab. Vielmehr wirkt sie wie eine typische Provinzstadt mit knapp 20.000 Einwohnern. Doch von diesem Eindruck sollte man sich nicht in die Irre führen lassen. Hinter einigen der dunklen Fassaden verbergen sich wertvolle Schätze. Umso schwarzer die Fassade, desto größer sogar die Schätze. Dies ist eines der Geheimnisse, das man bei einem Besuch vor Ort erfahren kann.
Frankreich heute
Interview
Michel Chevalet, der Mann, der den Franzosen die Wissenschaft erklärt
Es ist unmöglich, mit Michel Chevalet durch Frankreichs Straßen zu spazieren, ohne dass sich jeder nach ihm umdreht. 40 Jahre lange leitete der bei Jung und Alt beliebte heute 73-Jährige die Wissenschaftsredaktion beim größten französischen Fernsehsender TF1. Er erklärte den Fernsehzuschauern über viele Jahre auf verständliche Weise hochkomplexe wissenschaftliche Vorgänge wie die nukleare Kernfusion, den Start einer Rakete oder die Kunst der Wettervorhersage. Seine einleitenden Worte « Comment ça marche ? » (dt. « Wie funktioniert das? ») sind legendär. Bis heute begeistert sich der « französische Ranga Yogeshwar » für die Wissenschaft und moderiert eine Sendung auf dem französischen Spartenkanal i>TELE. Wir haben ihn getroffen, als er live von der Cité de l'Espace in Toulouse die Marslandung des Roboterfahrzeugs « Curiosity » für den Sender kommentierte. Eine Gelegenheit, mit ihm über das Verhältnis der Franzosen zu Technik und Wissenschaft zu sprechen.
Kriminalität
Angst über der Stadt
Marseille galt noch nie als eine der sichersten Städte Frankreichs. Doch die Entwicklung der letzten Monate erschreckt sogar die an Kriminalität gewohnten Einwohner der Hafenstadt. Soll Marseille nicht endgültig Bandenkriegen und dem Drogenhandel ausgeliefert sein, müssen endlich echte Veränderungen her.
Gesellschaft
Libérez les menhires
An der bretonischen Südküste bilden fast 4.000 Menhire bei Carnac eine der bedeutendsten megalithischen Stätten der Welt. Eine Sehenswürdigkeit, die Besucher von überall her anzieht, was eine Herausforderung für das kleine Dorf und seine Bewohner ist, gerade in den stark besuchten Sommermonaten. Was die meisten Besucher aber nicht ahnen: Um die Menhire herrscht seit mehr als 20 Jahren ein erbitterter Streit zwischen dem Staat als Eigentümer und den Einheimischen, die seit jeher mit den Hinkelsteinen leben und dem Staat vorwerfen, dem Ort seine ursprüngliche Aura genommen zu haben.
Art de vivre
Wein
Clairette de Die
Die Winzer im Drôme-Tal stellen mit der Clairette de Die ein ganz besonderes Produkt her. Die Clairette de Die ist ein Schaumwein, der mit seinem perlenden Charakter und von der Farbe her an Champagner erinnert. Der Geschmack und die Herstellungsmethode unterscheiden sich dagegen vollkommen von dem edlen Tropfen aus der Champagne. Entstanden ist die Clairette de Die, zumindest der Legende nach, aus Zufall. Nicht zufällig ist jedoch, dass sich der Schaumwein überall großer Beliebtheit erfreut und den Franzosen ans Herz gewachsen ist.
Chantals Rezept
Poires safranées et ses tuiles à l'orange
Es ist nicht immer leicht, zu den Festlichkeiten am Jahresende ein Rezept für ein Dessert zu finden, das originell ist, sich schnell zubereiten lässt und trotzdem jedermann schmeckt. Als ich vor einiger Zeit nach einem solchen suchte, stieß ich auf ein altes Familienrezept mit gekochten Williamsbirnen und dünnen Knusperblättchen, das auf einem handschriftlichen Zettel zwischen meinen Kochbüchern auf Wiederentdeckung wartete. Ich hatte es schon vollkommen vergessen, dabei erfüllt es alle genannten Kriterien mit Bravour.
Genuss
Die AOC des Elsass
Unsere kulinarische Reise durch Frankreich geht weiter. Nach der Auvergne (Ausgabe Nr. 38), der Normandie (Ausgabe Nr. 39), der Bretagne (Ausgabe Nr. 40) und der Region Rhône-Alpes (Ausgabe Nr. 41) interessieren wir uns dieses Mal für die mit einem AOC- bzw. AOP-Siegel ausgezeichneten Spezialitäten aus dem Elsass. Auf den ersten Blick handelt es sich mit fünf geschützten Produkten um eine recht überschaubare Auswahl. Doch diese Einschätzung ist irreführend. Denn in der kleinsten Region des Landes werden 838 verschiedene Weine hergestellt, die alle zu einer der drei großen Appellationen der Region gehören. Hinzu kommen ein weiteres alkoholisches Getränk und ein Käse. So kann das Elsass unterm Strich mit Stolz behaupten, durchaus eine Gourmetregion zu sein.