Ausgabe Nr. 90 (Frühling 2024)

UNTERWEGS IN FRANKREICH

Nouvelle-Aquitaine / Haute-Vienne & Creuse

Île de Vassivière: Wo Natur, Kunst und Architektur ein Kleinod bilden

Auf dem Plateau de Millevaches in der Region Limousin liegt einer der größten Seen Frankreichs inmitten einer intakten Natur. Dort versteckt sich ein inspirierender Ort, der ganz der zeitgenössischen Kunst gewidmet ist. Das Centre International d’Art et du Paysage de Vassivière liegt auf einer 70 Hektar großen Insel in diesem See und ist einzigartig in der Kunstlandschaft des Landes. Man entdeckt dort Gebäude mit einer bemerkenswert modernen Architektur, bedeutende Ausstellungen internationaler Künstler sowie eine erstaunliche Dauerausstellung unter freiem Himmel, die sich über die gesamte Fläche der Île de Vassivière erstreckt und das ganze Jahr über zu Spaziergängen einlädt.

Provence / Var & Bouches-du-Rhône

Massif de la Sainte-Baume: Oase der Stille in der Provence

Majestätisches Gebirge, kühler Zufluchtsort in der trocken-heißen Mittelmeerregion, einzigartiger Wald mit einer Sonderstellung im Hexagon und Höhle – Baumo auf provenzalisch –, der Legende nach sogar eine heilige Höhle. Das Massif de la Sainte-Baume ist wirklich eine Gegend, die nicht mit anderen vergleichbar ist. Die religiöse Stätte dort soll eine der ältesten der westlichen Welt sein. Der markante 12 Kilometer lange Bergrücken aus Kalkgestein, der das Meer und die Ebenen des Landesinneren trennt, auf 1147 Metern Höhe gipfelt und sich über die Departements Bouches-du-Rhône und Var erstreckt, fasziniert die Menschen seit Jahrhunderten, macht sie neugierig. Eines ist auf jeden Fall sicher: Diese geheimnisvolle Oase der Stille, die sowohl Pilger als auch Natur- und Wanderliebhaber in ihren Bann zieht, ist voller Legenden und lässt niemanden gleichgültig! Und das absolut zu Recht.

Nouvelle-Aquitaine / Dordogne

Jardins de l'Imaginaire: Wenn Mensch und Natur sich begegnen

Im Périgord Noir, rund zwanzig Kilometer nordöstlich der berühmten Höhle Lascaux, erstrecken sich Gärten, die in der Öffentlichkeit relativ unbekannt sind. Dabei laden sie zu einem unglaublich reizvollen und abwechslungsreichen Spaziergang durch die Geschichte der Gartenkunst ein. Der Ort trägt den poetischen Namen Jardins de l’Imaginaire, wurde mit dem Label Jardins remarquables ausgezeichnet und ist mit Fug und Recht der ganze Stolz der kleinen, kreativen Stadt Terrasson-Lavilledieu, die ihn vor etwa 30 Jahren wagemutig anlegen ließ. Der Park ist eine wunderschöne Oase der Ruhe und zeigt, wie lebendig Gartenkunst und Landschaftsgestaltung in unserer heutigen Zeit sein können und wie erholsam es ist, sich etwas abseits bekannter Touristenpfade auf überraschende Entdeckungen einzulassen.

 

Serie:

Wenn Bäume sprechen könnten....

die Eiche Boppe (Sarthe)

 

FRANKREICH HEUTE

Gesellschaft
2024 - ein "besonderer Jahrgang für Frankreich"

2024 wird die ganze Welt nach Frankreich blicken. Und nicht nur im Sommer, anlässlich der Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris, wird das Land auf dem ganzen Globus in aller Munde sein. Davon abgesehen werden zwei weitere wichtige Ereignisse – der 80. Jahrestag der Landung der Alliierten an der Küste der Normandie und die Wiedereröffnung der Kathedrale Notre-Dame de Paris – ebenfalls dazu beitragen, aus 2024 einen « besonderen Jahrgang » für das Land zu machen.

Events

Olympische Spiele Paris 2024 - Wird Frankreich bereit sein?

Anfang Januar sorgte ein Video in den sozialen Netzwerken für Aufsehen in Frankreich: Am frühen Morgen des 8. Januar – um 7.34 Uhr, um genau zu sein –, also 200 Tage vor den Olympischen Spielen (26. Juli – 11. August), forderte Emmanuel Macron über sein X-Konto (ehemals Twitter) die Franzosen dazu auf, « pro Tag mindestens 30 Minuten Sport zu treiben ». Das Video ist sehr ungewöhnlich, denn man kann den Präsidenten darin in einem Fitnessstudio – vermutlich in dem des Élysée-Palastes – und nur mit einem T-Shirt bekleidet sehen. Zudem ist er schlecht rasiert, hat Boxhandschuhe über der Schulter und hinter sich einen Boxsack hängen. « Das ist eine Art, die Spiele in unserem Alltag zu verankern. Es leben die Olympischen und Paralympischen Spiele! », fügt der Staatschef voller Zuversicht und mit unübersehbarer Vorfreude hinzu. Am Abend zuvor hat die Sportministerin, Amélie Oudéa-Castéra, im Radiosender RMC zum Thema Sommerspiele lauthals verkündet: « Wir sind bereit! » Doch von solchen Statements abgesehen, wie steht es wirklich um die Vorbereitung für die Olympischen Spiele in Paris? Werden die Franzosen gerüstet sein? Ein kleiner Überblick über das, was auf einem guten Weg ist, über das, was noch einiges an Arbeit erfordert, und über Themen, die derzeit noch heftig diskutiert werden …

Kultur

Comic "Le grand incident" - "Was ist denn bloß im Louvre los?"

Vor knapp drei Jahren stellten wir Ihnen den Comic Dans le même bâteau der deutschen Autorin und Zeichnerin Wiebke Petersen vor, die in Frankreich lebt und dort vor allem unter ihrem Künstlernamen Zelba bekannt ist (« Glücklich wie eine Deutsche in Frankreich », Frankreich erleben Nr. 75). In der Zwischenzeit hat sich ihre Karriere erfolgreich weiterentwickelt, soeben erschien ein neues, sehr erheiterndes Album von ihr: Le grand incident (was man mit « Der schwerwiegende Zwischenfall » übersetzen könnte). Es ist eine zeitgenössische Fabel, die an einem nicht alltäglichen Ort spielt: im Musée du Louvre. Und man kann sagen, dass die Handlung wenig mit der Vorstellung zu tun hat, die man üblicherweise von diesem renommierten Museum hat. Mit viel Fantasie, Scharfsinn, Humor und – wie es sich für eine Deutsche gehört – Recherchearbeit wagt Zelba etwas, was nur wenige Franzosen gewagt hätten: das traditionelle Image des Museums auf den Kopf zu stellen und uns als Leser und Museumsbesucher nachdenklich über die Sexualisierung des weiblichen Körpers in der Geschichte der Kunst zu stimmen. Dabei ist Le grand incident bei Weitem keine respektlose Kritik am Louvre und seinen Sammlungen, sondern er ist in Wirklichkeit eine der schönsten und originellsten Hommagen unserer Zeit. Wenn man das Buch am Ende aus der Hand legt, verspürt man eine unbändige Lust, sofort ins Museum zu laufen, um einige der Werke unter einem ganz neuen und ungenierten Blickwinkel zu betrachten! 

ART DE VIVRE

Interview

Aurélia und Camille Marceau: Aus Liebe zum Vater

2023 jährte sich der Geburtstag von Marcel Marceau, dem berühmtesten Pantomimen der Geschichte, zum 100. Mal. Der « Poet der Stille » wurde in Straßburg als Kind polnischer Juden geboren und hieß ursprünglich Marcel Mangel. Angesichts des aufkommenden Antisemitismus schloss er sich der Résistance an, glaubte aber trotz der Schrecken des Krieges immer an das Gute im Menschen. Bekannt wurde Marcel Marceau durch die Figur des Bip, mit der er unermüdlich durch die Welt zog, wie ein « Schrei der Stille », voller Hoffnung und Poesie. Auf diese Weise hob er die Pantomime auf höchstes künstlerisches Niveau und inspirierte sogar Michael Jackson (1958-2009) zu dessen berühmtem Moonwalk. Einige Zeit vor seinem Tod im Jahr 2007 vertraute Marcel Marceau seinen Töchtern ein Manuskript an, in dem er einen Teil seines Lebens erzählt, von der glücklichen Kindheit bis ins Jahr 1952, als er 29 Jahre alt war. Ganz dem Wunsch ihres Vaters entsprechend publizierten die beiden Töchter, Aurélia und Camille, dieses Schriftstück nun zusammen mit zahlreichen Dokumenten aus persönlichen Archiven.

Serie: Typisch Französische Produkte (39)

Das Einkaufsnetz Filt 1860: Einkaufen wie Oma

Es ist nur schwer vorstellbar, dass ein so simples Produkt im Retrolook und mit dem Spitznamen Sac à mémé, Omas Einkaufsnetz, zum Kultobjekt werden kann. Doch genau so ist es! Das 100 % in Frankreich hergestellte Accessoire wurde 1860 erfunden und wird heute noch in Mondeville, in der Nähe von Caen (Calvados) hergestellt. Es hat also Generationen überdauert. Einst war es der treue Begleiter französischer Großmütter, die nie zum Einkaufen gingen, ohne dieses Netz zusammengerollt in der Tasche zu haben.

Chantals Rezept
Pommes au four aux cerises confites

« Bratäpfel sind eine klassische Köstlichkeit in der französischen Küche. Leider sind sie heute nur noch selten auf den Speisekarten von Restaurants zu finden, obwohl sie von Klein und Groß nach wie vor sehr geschätzt werden. Viele bereiten die leckeren Bratäpfel nach alten Rezepten zu, die innerhalb der Familie von Generation zu Generation weitergegeben und sorgfältig in einem Rezeptheft notiert werden. Unter all den Bratapfelrezepten, die ich kenne, gibt es eines, das sich für mich abhebt, da der Geschmack der Äpfel mit Honig und Butter abgerundet wird und durch kandierte Kirschen und Rosmarin eine originelle Note erhält. Dabei ist das Rezept ganz einfach zuzubereiten. Ein Festschmaus für den Gaumen ».

 

RUBRIKEN

 

Guéwen a testé…
… den Energiespar-Assistenten "Ecojoko"

Stromkosten senken und der Umwelt etwas Gutes tun: eine Utopie? Nicht mit Ecojoko! Dieses clevere Gerät wurde von einem französischen Start-up entwickelt und lässt sich in nur wenigen Minuten ganz einfach und ohne Werkzeug installieren. Mit seiner Hilfe kann man den Stromverbrauch eines Haushalts in Echtzeit überwachen. Vor allem aber erfährt man, welche Geräte wann, wie viel Strom verbrauchen und wo Einsparmöglichkeiten liegen. Endlich erhält man also Antworten auf Fragen, die sich so mancher von uns bereits gestellt hat. Ich habe dieses innovative Tool, das in Frankreich viel von sich reden macht, für Sie getestet.

UND VIEL MEHR...