Ausgabe Nr. 62 (Frühling 2017)

Unterwegs in Frankreich

Drôme

Wandern auf den Spuren der Hugenotten

Nachdem Ludwig XIV. 1685 das Edikt von Nantes aufgehoben hatte, sind im Verlauf mehrerer Jahrzehnte rund 200 000 Protestanten aufgrund ihrer religiösen Verfolgung aus Frankreich geflohen. Vor allem in der Dauphiné lebten viele Protestanten. Bei ihrer Flucht orientierten sie sich vorwiegend in Richtung Schweiz und Deutschland. Der länderübergreifende Fernwanderweg GR965 Sur les pas des Huguenots folgt auf einer Länge von 1800 Kilometern, von Le Poët-Laval in der Drôme bis ins deutsche Bad Karlshafen, der historischen Route dieses Exils. 374 Kilometer der Strecke liegen in Frankreich und durchqueren die Departements Drôme, Isère, Savoie und Haute-Savoie. Auf dem in der Drôme gelegenen Abschnitt (knapp 100 Kilometer, aufgeteilt in sieben Teilstrecken), den wir Ihnen hier vorstellen, kann man auf angenehme Art und Weise die wunderschöne Landschaft der Region Rhône-Alpes und einen großen Teil des geschichtlichen Kulturerbes der Hugenotten entdecken.

Baie de Somme

 Eine beeindruckende Reise (Teil 1)

Die Abbaye de Saint-Riquier

Die Baie de Somme ist eine magische Gegend. Es ist einer der seltenen Plätze, wo der Blick noch ungehindert um 360 Grad schweifen kann und lediglich durch einige Boote oder die vielen Vögel abgelenkt wird, die gewöhnlich hier ihren Vogelzug für eine kurze Pause unterbrechen. Zu Recht ist dies ein wichtiger touristischer Anziehungspunkt in der Region Hauts-de-France. Weniger bekannt ist jedoch, dass sich nur wenige Dutzend Kilometer von hier, etwas weiter im Landesinneren, ein ebenso beeindruckender, erholsamer und einzigartiger Ort verbirgt. Ein Ort, an dem es seltsamerweise um einen zertrümmerten Schädel, um ein Pergament, das die Geburt der französischen Sprache markiert, um eine wundersame Quelle, die den Königen besondere Fähigkeiten verlieh, um die Fundamente Europas und um einen Dirigenten mit internationalem Ruf geht, der während seines Musikfestivals eigenhändig die Blumen für die Sträuße schneidet, die nach dem Konzert den Musikern überreicht werden. Ein Ort, der seit Jahrhunderten kleine Geschichten und große Geschichte schreibt. Dieser Ort, das ist die Abbaye de Saint-Riquier.

Le Havre

500 Jahre, das will gefeiert werden !

2017 jährt sich die Gründung der Stadt und des Hafens Le Havre zum 500. Mal. Diesen runden Geburtstag will man gebührend feiern und hat daher ein noch nie dagewesenes Kulturevent geplant: Un été au Havre 2017. Mehrere Monate lang, von Mai bis November, wird diese Stadt, die die größten Künstler inspiriert hat, ihre Einzigartigkeit mit einer Vielzahl von Ereignissen feiern: Volksfeste, Konzerte, Ausstellungen, dauerhaft oder vorübergehend installierte Kunstwerke, ein überraschender Kunstparcours … selbst das Meisterwerk von Claude Monet « Impression, Sonnenaufgang » kehrt nach Le Havre zurück! Die Stadt an der Seine-Mündung wird in dieser Zeit mit einigen Überraschungen aufwarten.

Brest und Roscoff

Mehr als nur zwei Gärten

Die Bretonen lieben Pflanzen und haben dazu noch Glück: Was das Klima angeht, so profitieren sie von etwas, von dem viele Gärtner träumen, nämlich vom Golfstromeinfluss. Was Pflanzen und Samen angeht, so besitzen sie unglaubliche Schätze, die ihre Vorfahren oft vom anderen Ende der Welt mitgebracht haben und die manchmal sogar Raritäten darstellen. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass es in dieser Region zahlreiche bemerkenswerte Gärten gibt. Bei zwei von ihnen kann man die enge Bindung zwischen den Bretonen und der Welt des Gartens ganz besonders gut nachzuvollziehen. Zum einen ist dies der bemerkenswerte Garten des Conservatoire Botanique National in Brest. Er gibt sich ganz diskret, obwohl man an diesem Ort die meisten vom Aussterben bedrohten Pflanzenarten in Frankreich vorfindet. Der Jardin exotique et botanique in Roscoff zeugt dagegen vom unglaublichen Wunsch einiger Bewohner, aus einem Felsen einen der schönsten Gärten des Hexagons zu machen.

Kirrwiller

520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall Frankreichs

Das Dorf Kirrwiller liegt rund 30 Kilometer nordwestlich von Straßburg in der elsässischen Ebene. Es ist ein kleiner, beschaulicher Ort, der jedoch mit einer großen Überraschung aufwartet: Denn hier, weit entfernt von Paris, inmitten von Feldern und Mirabellenbäumen, befindet sich die drittgrößte Music Hall Frankreichs, deren Shows Jahr für Jahr mehr als 200.000 Menschen besuchen. Dieses « elsässische Las Vegas » ist nicht nur eine echte Institution mit internationalem Renommee, sondern es ist vor allem die Erfolgsgeschichte einer Familie, die mit einer erstaunlichen Herausforderung begonnen hat.

Frankreich heute

David Ken

Der Fotograf, der das Glück fotografiert

David Ken hat dreißig Jahre lang mit Persönlichkeiten wie Claudia Schiffer, Laetitia Casta und Linda Evangelista gearbeitet. Seine Porträtaufnahmen, die er im Auftrag internationaler Markenartikelhersteller wie L’Oréal, Lancel oder Coca-Cola machte, waren in der Mode- und Werbewelt anerkannt und wurden in bekannten Magazinen wie Vogue, Grazia, Elle und Cosmopolitain, um nur einige zu nennen, veröffentlicht. Man kann also sagen, dass es ihm in materieller Hinsicht gut ging. 2009 hatte David Ken jedoch genug von künstlichem Lächeln und seelenlosen Posen. Er wollte seinem Beruf und seinem Leben einen neuen Sinn geben. Schluss mit Mode und Werbung. Zusammen mit seinem Freund William Lafarge stürzte er sich in ein etwas verrücktes Abenteuer.

Yacine Aït Kaci

Der Vater von Elyx, des Botschafters der guten Laune

Yacine Aït Kaci wurde 1973 in Paris geboren. Er ist der geistige Vater von Elyx, einer ungeheuer lockeren und lustigen kleinen Figur, deren Züge auf ein Minimum reduziert sind: Ein Kreis mit ein paar Strichen bildet den Kopf mit einem breiten Lächeln, der Körper ist ein Dreieck und ein paar weitere Striche stellen Arme und Beine dar. Trotzdem verzaubert sie uns mit ihrem poetischen, zärtlichen und unkonventionellen Blick auf den Alltag. Durch die Magie der sozialen Netzwerke ist Elyx heute berühmt geworden und gilt als Symbol für ein ganz besonderes Weltbild. Elyx bringt Zehntausende von Menschen innerhalb und außerhalb des Hexagons zum Lächeln und tut ihnen gut.

Gilles Choukroun

Ein Sternekoch, der die Pariser an den Flughafen zieht

Wenn Gilles Choukroun seine Visitenkarte überreicht, wird sofort klar, dass dieser Mann nicht mit dem Strom schwimmt: Sie ist nämlich genau so aufgemacht, wie ein Fahrschein für die Pariser Metro. Mit nur 20 cm2 hebt er sich also bereits von vielen anderen ab. Der junggebliebene und lockere Fünfziger mit einem Faible für Rock ’n‘ Roll wollte als Jugendlicher eigentlich eine Band gründen. Dann machte er jedoch eine Ausbildung als Koch und entdeckte seine Begeisterung für die Küche. In den Jahren zwischen 1990 und 2000 galt er als Küchenchef der « neuen Garde », 1996 erhielt er seinen ersten Michelin-Stern. Im Juni 2016 hat er mit der Eröffnung seines neuen Restaurants CUP – die Abkürzung steht für Cuisine Urbaine Parisienne – erneut Bewegung in die Welt der ansonsten so überraschungslosen Gastronomieszene Frankreichs gebracht. Die größte Besonderheit dieser sehr modernen Brasserie ist ihr Standort: Sie liegt nämlich mitten im Pariser Flughafen Orly. Diese zentrale und weltoffene Lage ist ein Symbol für die Küche und die Aufgeschlossenheit dieses dynamischen Kochs, dessen Optimismus einfach ansteckend ist!

Art de vivre

Chantals Rezept

Poulet fermier basse température à l’ail

« Wie in der Mode, so gibt es auch im Bereich des Kochens Innovationen, die man meiner Meinung nach nicht ignorieren darf. Bereits der amerikanische Physiker Benjamin Thompson (1753-1814) hat vor mehr als 200 Jahren festgestellt, dass sich das Niedrigtemperaturgaren positiv auf das Fleisch auswirkt. Doch erst die heutigen modernen Öfen erlauben es, diese Technik wirklich zu beherrschen. Auch ich habe dies nun einmal ausprobiert, und da mich das Ergebnis voll und ganz überzeugt hat, will ich die Erfahrung mit Ihnen teilen. Eine niedrige Temperatur ist die Garantie für perfekt gegartes, schmackhaftes Fleisch. Die Technik ist einfach, verursacht keinen Stress und bei einer Einladung kann man sich beruhigt den Gästen widmen, ohne befürchten zu müssen, dass alles kalt wird oder das Essen verbrennt. Sie werden sehen, wie gut das schmeckt! »

Produkte

Das Papier d’Arménie

Ein kleines Stück Papier ist seit mehr als einem Jahrhundert vermutlich nicht nur das berühmteste Papier Frankreichs, sondern auch eines der unerwartetsten Souvenirs, das man von einer Reise ins Hexagon mitbringen kann. Zudem vereint es gleich mehrere Superlative auf sich: Es ist eines der am einfachsten zu beschaffenden Andenken, denn man erhält es in allen Apotheken, Drogerien und in den meisten Bioläden; es ist eines der günstigsten, denn ein Heftchen kostet nur zwei bis drei Euro; und – wie praktisch – es ist dazu noch eines der platzsparendsten Dinge, die man im Gepäck mit nach Hause nehmen kann, denn es hat nur eine Größe von wenigen Quadratzentimetern und wiegt nur rund sieben Gramm.