Ausgabe Nr. 45 (Mai/Juni 2013)

Unterwegs in Frankreich

Côte d'Azur

Grasse, der Duft einer Hauptstadt

Auf einer Höhe von 350 Metern zwischen dem Mittelmeer und den Alpen gelegen, lockt Grasse im Hinterland von Cannes viele Touristen an. Neben der Altstadt, die mit ihren Fassaden an Südfrankreich und Italien gleichermaßen erinnert, ist es vor allem ein Duft, der die Menschen ködert. Der Duft kostbarer Flacons. Denn Grasse ist die Hauptstadt der Parfumwelt, einer Industrie, die eine lange Tradition im Ort hat, wenn sie sich auch immer mehr verändert. Ein Besuch der Stadt weckt deshalb gemischte Gefühle zwischen Nostalgie und der industriellen Realität von heute.

Lothringen

Ein Fahrstuhl für Schiffe

Das Schiffshebewerk von Saint-Louis/Arzviller im lothringischen Departement Moselle ist eines der erstaunlichsten Bauwerke entlang Frankreichs Wasserstraßen. Seit 1969 ist der Schrägaufzug in Betrieb und erleichtert den Schiffsverkehr auf dem Rhein-Marne-Kanal, der Kapitänen das Durchqueren der Vogesen ermöglicht und Straßburg mit Nancy verbindet. Vor der Konstruktion des Schiffshebewerks mussten 17 Schleusen passiert werden, was einen ganzen Tag in Anspruch nahm. Heute benötigt man wenige Minuten für das Überwinden des Höhenunterschiedes. Außerdem ist der Fahrstuhl für Schiffe längst eine beliebte Sehenswürdigkeit geworden, die viele Schaulustige anzieht. Weniger bekannt ist dagegen, dass auch das Tal mit den ehemals 17 Schleusen, das über Jahrzehnte im Dornröschenschlaf schlummerte, inzwischen ein attraktives Ziel für Wanderer und Radfahrer geworden ist.

Camping

Frankreichs außergewöhnliche Campingplätze (Teil 2: Westfrankreich)

Für alle Freunde des Campingurlaubs ist Frankreich ein Eldorado. Fast unendlich erscheint die Anzahl an Campingplätzen im Land. Egal, an welchem Ort man sich aufhält, der nächste Stellplatz fürs eigene Zelt oder fürs Wohnmobil wird nicht weit sein. Nachdem Sie in der letzten Ausgabe einige außergewöhnliche Plätze im Osten des Landes kennenlernen konnten, geht es dieses Mal in die Westhälfte Frankreichs.

Normandie

Heimat des Impressionismus

Edouard Manet, Claude Monet, Camille Pissarro, Auguste Renoir, Georges Seurat, Paul Cézanne, Gustave Caillebotte, Edgar Degas - französische Maler, die heute weltbekannt sind und in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine neue Kunstrichtung erfunden haben: den Impressionismus. Zu Lebzeiten sah die Situation dagegen alles andere als rosig aus. Es ist die Geschichte von befreundeten Künstlern, die sich solidarisierten, um veraltete Strukturen aufzubrechen. Sie schufen nebenbei eine neue Art, die Welt zu sehen und zu zeichnen. Insbesondere die Landschaften der Normandie dienten ihnen als Inspiration.

Loire-Mündung

Kunst am Fluss

Nicht nur Nantes hat sich in den letzten Jahren zu einem Hort der Kreativität und Kunst entwickelt (Artikel « Im Westen viel Neues » in der Ausgabe Nr. 44), auch entlang der Mündung der Loire wartet auf die Besucher ein ungewöhnliches Kunstspektakel: « Estuaire Nantes < > Saint-Nazaire ». Auf den letzten 60 Kilometern des berühmten Flusses bis zum Meer haben zeitgenössische Künstler 28 Kunstinstallationen errichtet, die teils poetisch, teils humorvoll, teils verrückt die Landschaft und Ufer in einem neuen Licht erscheinen lassen. Es ist eine Reise in eine Welt, in der Fantasie und Realität miteinander verschwimmen.

Pyrenäen

Le Train Jaune, ein Zug als Wahrzeichen

In einer Epoche, in der Züge mit 300 Stundenkilometern durchs Land rasen, fällt eine kleine knallgelbe Bahn, die seit 1910 auf einer Länge von rund 60 Kilometern mit maximal 55 Stundenkilometern einsame Dörfer in den östlichen Pyrenäen erschließt, aus der Zeit. Wegen ihrer auffälligen Farbe wird sie im Französischen als « Le Train Jaune » (dt. Der gelbe Zug) oder auch als « Le Canari » (in Anlehnung an kanariengelb) bezeichnet. Im Deutschen wird der Zug wegen seiner Bauart - der Gleichstrom wird mittels einer Seitenstromschiene wie bei vielen U-Bahnen zugeführt - auch « Pyrenäenmetro » genannt. Welchen Spitznamen man auch immer bevorzugt, die Schmalspurbahn ist die höchste Zugstrecke Frankreichs, die ohne Zahnradtechnik auskommt. 400.000 Passagiere nutzen den Zug jedes Jahr, der den Naturpark der katalanischen Pyrenäen durchquert und trotz schwieriger wirtschaftlicher Umstände bis heute im Liniendienst unterwegs ist.

Frankreich heute

Interview

Patricia Kaas

50 Jahre nach dem Tod von Edith Piaf traut sich eine andere große französische Sängerin, Patricia Kaas, der legendären Chansonsängerin mit dem Album « Kaas chante Piaf » und der gleichnamigen Welttournee ein musikalisches Denkmal zu setzen. Das Publikum lernt dabei ganz neue Talente von Patricia Kaas kennen, die es auf bewundernswerte Weise schafft, die Lieder von Edith Piaf zu respektieren, ohne den eigenen Stil aufzugeben. Wir haben Patricia Kaas im Grand Hôtel von Bordeaux am Tage nach ihrem Konzert in der Weinmetropole getroffen, dem 47. von insgesamt 150 Auftritten, und mit ihr über diese Tournee, ihre Karriere und ihre Verbundenheit zu Deutschland gesprochen.

Gesellschaft

Franzosen und Gesellschaftsspiele

Während die Franzosen das Glücksspiel mögen - die französische Lottogesellschaft « La Française des Jeux » gilt als die zweitwichtigste in Europa und als die drittwichtigste rund um den Globus -, genießen Gesellschaftsspiele bisher nicht den gleichen Zuspruch im Volk. Fehlt den Franzosen das Gesellschaftsspiel-Gen? Vielleicht, aber Achtung: In vielen Bereichen ändern sich die Zeiten, so auch bei den Gesellschaftsspielen. Junge Spieleentwickler leisten ihren Beitrag dazu.

Kultur

Frankreichs Museen auf der Überholspur

Jedes Jahr das gleiche Phänomen: Die Besucherzahlen in Frankreichs Museen steigen und steigen. 2011 galt bereits als historisches Spitzenjahr. Und 2012? Der Rekord wurde erneut gebrochen! Wie erklärt es sich, dass sich Frankreichs Museen einer derart zunehmenden Beliebtheit erfreuen? Wie besonders ist die Situation jenseits des Rheins wirklich?

Art de vivre

Wein

Die Kunst des Karaffierens und Dekantierens

Soll man einen Wein vor der Verkostung in eine Karaffe umfüllen oder nicht? Wer hat sich dies beim Öffnen einer Weinflasche nicht schon einmal gefragt? Schließlich kennt man diesen Vorgang aus vielen Restaurants. Handelt es sich dabei um ein prätentiöses Verhalten, mit dem ein Restaurant seine Gäste beeindrucken will, oder um eine sinnvolle Maßnahme? Letzteres ist grundsätzlich zutreffend. Dabei muss man jedoch zwischen dem Karaffieren und dem Dekantieren unterscheiden, selbst wenn beides umgangssprachlich meist als Dekantieren bezeichnet wird. Außerdem muss nicht jeder Wein in eine Karaffe umgefüllt werden.

Chantals Rezept

Fondant au chocolat au coeur de framboises

Dieser Schokoladenkuchen mit einem flüssigen Kern aus dicker Himbeersoße ist ein Dessert für Gourmets. Auch andere Füllungen werden gerne verwendet, ich bevorzuge aber diese Variante, da die säuerlichen Himbeeren den süßen Schokoladengeschmack perfekt begleiten. Besonders liebe ich den Moment, wenn die Kuchen fertig angerichtet sind und das flüssige Innere herausquillt. Bon appétit!

Genuss

Die AOC der Pays de la Loire

Nach der Auvergne (Ausgabe Nr. 38), der Normandie (Ausgabe Nr. 39), der Bretagne (Ausgabe Nr. 40), der Region Rhône-Alpes (Ausgabe Nr. 41), dem Elsass (Ausgabe Nr. 42), Korsika (Ausgabe Nr. 43) und der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur (Ausgabe Nr. 44) geht es dieses Mal in den Westen Frankreichs, in die Region Pays de la Loire. Die Gegend links und rechts der Loire ist für ihr gemäßigtes und mildes Klima bekannt, was natürlich auch der Landwirtschaft zugutekommt. 39 kontrollierte Herkunftsbezeichnungen (AOC und AOP) gibt es in der Region, mit denen sich insgesamt 99 verschiedene Produkte schmücken. Damit wirken die Pays de la Loire als eine der Regionen, die kulinarisch im Land an der Spitze stehen. Doch während dies für die als AOC geschützten Weine sicherlich stimmt, profitiert die Region bei ihren anderen AOC-Siegeln vor allem von den Erzeugnissen aus den Nachbarregionen.