Ausgabe Nr. 47 (September/Oktober 2013)

Unterwegs in Frankreich

Bretagne

Mittelalterliche Festungen und literarische Vermächtnisse

Wenn es um die Bretagne als Reiseziel geht, steht meist die raue Küste der Region im Mittelpunkt. Dabei gibt es auch im Landesinneren viel Sehenswertes. So etwa vier Burgen und Schlösser im nordöstlichen Dunstkreis der bretonischen Hauptstadt Rennes: Vitré, Fougères, Combourg sowie das Château des Rochers-Sévigné. Eine Reise ins Mittelalter und zu Orten, die die französische Literatur geprägt haben.

Languedoc

Saint-Guilhem-le-Désert, wenn ein Krieger zum Klosterbruder wird

Im Hinterland der Mittelmeerküste des Languedoc lockt mit Saint-Guilhem-le-Désert ein bei Touristen beliebtes Kleinod. Das um ein Koster herum entstandene Dorf zählt zu den schönsten des Landes. Außerdem sind die Schlucht des Hérault, in einem Seitental davon liegt der Ort, sowie eine fast tausendjährige Brücke, die den Namen des Teufels trägt, sehenswert.

Clermont-Ferrand

Aufbruch aus schwieriger Position

Die Hauptstadt der Auvergne, die einst aus den zwei unabhängigen Städten Clermont und Montferrand entstand, was sich bis heute im Doppelnamen widerspiegelt, hatte es nicht immer einfach. Als nach dem Zweiten Weltkrieg der Wohlstand überall im Land ausbrach, litt Clermont-Ferrand lange Zeit unter der isolierten Lage inmitten des Zentralmassivs. Zwar haben neue Autobahnen inzwischen für bessere Anbindungen gesorgt, doch bis heute ist die Auvergne eine der ärmsten Gegenden Frankreichs. Zudem ist die Stadt wirtschaftlich mehr oder weniger einem Industriegiganten ausgeliefert: Michelin. Doch dies hinderte die Provinzstadt nicht daran, aus ihrem Schicksal das Beste zu machen.

Elsass

Abbaye de Murbach, es steht ein Kloster im Walde

Das Tal von Guebwiller zwischen dem Petit Ballon im Norden und dem Grand Ballon im Süden ist nicht nur das kürzeste und engste Tal der elsässischen Vogesen, es wartet auch mit einem kleinen Schmuckstück auf, der Abtei von Murbach. Im Mittelalter war das Kloster eines der mächtigsten und wohlhabendsten im Rhein-Tal. Eine Art Elitekloster für reiche und adlige Ordensbrüder. Heute wirkt die malerisch in die Wälder der Vogesen eingebettete Anlage wie ein verwunschener Ort. Die Umgebung bietet sich zudem für Wanderungen an.

Monaco

Die unglaubliche Saga eines kleines Fürstentums

Auf einem engen Streifen zwischen Bergen und Meer befindet sich der nach dem Vatikan zweitkleinste Staat der Erde: Monaco. Das Land ist Vollmitglied der Vereinten Nationen und des Europarates. Regiert wird es seit dem 13. Jahrhundert fast ununterbrochen von einer Familie: den Grimaldis. Das Fürstentum ist bekannt als Heimat des internationalen Jetsets und Zufluchtsort für Millionäre, die keine Steuern zahlen wollen. Es ist aber auch ein Land, das in den letzten 150 Jahren wie kaum ein anderes eine spektakuläre Entwicklung durchlaufen hat. Zu Besuch in einer Welt, die an Frankreich erinnert, ohne es zu sein.

Nordfrankreich

Musée Matisse, Kunstgenuss auf dem platten Land

Völlig unerwartet befindet sich im Departement Nord eine Autostunde südöstlich von Lille in einem nur 7.000 Einwohner zählenden Dorf ein Kunstmuseum von internationalem Rang: das Musée Matisse in Le Cateau-Cambrésis. Jedes Jahr zieht es zehnmal mehr Besucher an, als der Ort Einwohner hat. Gezeigt werden zahlreiche Werke von zwei bekannten Söhnen der Kommune, Henri Matisse und Auguste Herbin, sowie das Vermächtnis des Kunstkritikers, Kunstsammlers und Verlegers Stratis Eleftheriadis, bekannt unter dem Namen Tériade. Dieses Museum allein rechtfertigt jede Reise in den Norden Frankreichs.

Frankreich heute

Monnaie de Paris

Pessac, hinter den Kulissen der Euro-Münzprägung

Frankreichs älteste Institution, die Münzprägeanstalt von Paris, hat uns in der letzten Ausgabe die Türen zu ihrem historischen Palais am Quai de Conti in Paris geöffnet. Doch während in der französischen Hauptstadt nur noch besondere Münzen und Medaillen geprägt werden, findet die eigentliche Produktion seit den 1970er-Jahren in Pessac im Großraum von Bordeaux statt. 1,5 Milliarden Münzen pro Jahr verlassen die wie ein Hochsicherheitsgefängnis geschützte Fabrik. Alle französischen Euro-Münzen, aber auch die Münzen anderer Staaten und Währungen, werden dort hergestellt. Für Besucher ist die Einrichtung nicht zugänglich. In unserer Serie über Monnaie de Paris wurde uns allerdings der Zutritt gewährt.

Stadtentwicklung

Montpellier, ein Synonym für Dynamik

Jahr für Jahr erreicht Montpellier in Umfragen über die beliebtesten Städte der Franzosen Spitzenpositionen. Mit mehr als 300 Sonnentagen im Jahr, einem Fahrradweg, der vom Zentrum bis zum Meer führt, einem TGV, mit dem man in knapp dreieinhalb Stunden trotz der großen Entfernung in Paris ist, und einer sehr belebten Innenstadt kann die Hauptstadt der Region Languedoc-Roussillon mit guten Argumenten punkten. Aber andere Städte haben ebenfalls vielfältige Reize. Warum gilt Montpellier trotzdem in den Augen vieler als vorbildlich, extrem dynamisch oder gar avantgardistisch? Warum macht die Stadt so viel von sich reden? Eine Spurensuche.

Verkehrspolitik

Die Wiederentdeckung der Langsamkeit

Lange Zeit haben die Franzosen den TGV genommen, ohne groß darüber nachzudenken. Die Société Nationale des Chemins de Fer Français, kurz SNCF, wird allseits geschätzt. Seit 1981, als der erste TGV von Paris nach Lyon sauste, ist man sogar mächtig stolz auf die staatliche Bahngesellschaft. Schließlich ist das französische Hochgeschwindigkeitsnetz eines der besten der Welt. Doch in letzter Zeit regten sich immer mehr Bahnreisende über die hohen Fahrkartenpreise auf. Daraus entstand eine Diskussion über die Kosten der Hochgeschwindigkeitszüge. Zum ersten Mal wurde das Credo, nachdem immer mehr Städte durch teure Investitionen an das Schnellbahnnetz anzuschließen seien, infrage gestellt. Inzwischen hat die Politik sogar eine Kehrtwende in Sachen Schienenverkehr eingeleitet. Anstatt in neue TGV-Strecken soll zukünftig das Geld in konventionelle Strecken fließen.

Art de vivre

Wein

Jurade de Saint-Emilion

Regelmäßig zieht eine Prozession durch die Gassen des Winzerortes Saint-Emilion östlich von Bordeaux. Die Schritte der zahlreichen Männer und wenigen Frauen in langen rotweißen Roben sind langsam und bestimmt, die Stimmung ist feierlich. Auch wenn es auf den ersten Blick so ausschauen könnte, dieser Marsch hat keinen religiösen Hintergrund. Es geht um die alte Tradition der Jurade, einem einst mächtigen Kollektiv, das im 12. Jahrhundert gegründet, während der Französischen Revolution aufgelöst und nach dem Zweiten Weltkrieg als Marketinginstrument für die Weine aus dem Ort wiederentdeckt wurde.

Chantals Rezept

Gratin de légumes du jardin

Wollen Sie den Sommer auch möglichst lange in den sich ankündigenden Herbst hinüberretten? Mit diesen kleinen Gemüse-Tartes lässt sich zumindest farblich und kulinarisch der Sommer ein wenig verlängern. Sie sind als Appetitanreger perfekt geeignet für ein Abendessen unter Freunden.

Genuss

Die AOC der Franche-Comté

Die vier Departements der Region zeichnen sich durch eine Mittelgebirgslandschaft und viele Wälder aus. Die klassische Landwirtschaft spielt eine eher untergeordnete Rolle. Bedeutender sind Viehwirtschaft und Weinanbau. Insgesamt dürfen sich 37 Produkte mit einem AOC- bzw. AOP-Siegel schmücken, darunter auch solche, die man eher mit Nachbarregionen in Verbindung bringt.

Tradition

Toulouse im Zeichen des Veilchens

Das Veilchen ist ein Symbol von Toulouse. Seine Zucht begann im 19. Jahrhundert und in den 1930er-Jahren erlebte sie ihren Höhepunkt. Gerade durch den Ausbau der Luftpost, für die Toulouse eines der Zentren war, wurden Veilchensträuße nach ganz Europa und sogar nach Nordafrika exportiert. Doch dann drohte das Veilchen ganz aus der Stadt zu verschwinden. Erst seit Ende des letzten Jahrhunderts geht es mit dem floralen Botschafter von Toulouse wieder bergauf; auch wegen des engagierten Kampfes einiger Einheimischer, die sich mit dem Verschwinden der Blume nicht abfinden wollten.