Ausgabe Nr. 54 (Frühling 2015)

Unterwegs in Frankreich

Künstlerdörfer

10 Künstlerdörfer zum Verlieben 

Frankreich ist stolz auf seine Kultur. Als zentralistisch geprägtes Land spielt sich ein Großteil der kulturellen Höchstleistungen allerdings in der Hauptstadt ab. Das ist heute trotz diverser Dezentralisierungsbemühungen nicht grundlegend anders als in der Vergangenheit. Paris ist kulturell gesehen unverändert the place to be. Trotzdem zog es namhafte Künstler auch schon immer in die Provinz. Sei es für ein paar Tage, einen Sommer oder gleich mehrere Jahre. Sie waren auf der Suche nach unberührten Landschaften, besonderen Farben oder dem authentischen einfachen Leben. Einige Dörfer im Land konnten sich regelrecht den Ruf einer Künstlerkolonie aufbauen. Manchmal zogen sie sogar mehrere Generationen von Künstlern an. Heute ist diese Vergangenheit als Mekka der Kunst ein wichtiger Trumpf im Wettbewerb um Touristen. Viele unter ihnen bieten zudem ein sehenswertes architektonisches Erbe. Picasso, van Gogh, Chagal & Co. hatten schließlich Geschmack.

Bretagne

Montagnes Noires, wo die Bretagne in die Höhe wächst

Bretagne und Berge, sind das nicht zwei Begriffe, die sich einander ausschließen? Wie man weiß, ist vieles im Leben relativ. Dies gilt auch für die « Schwarzen Berge » im Hinterland von Quimper, die weder schwarz noch wirklich hoch sind. Doch in einer eher flachen Region wird eine hügelige Landschaft, die es auf Höhen zwischen 300 bis 320 Metern schafft, gerne schon einmal als bergig bezeichnet. Die Montages Noires gehören zusammen mit den weiter nördlich gelegenen Monts d’Arrée zu den beiden « Gebirgen » der westlichen Bretagne. Der Namenszusatz « schwarz » lässt vermuten, dass sie früher einmal stark bewaldet waren. Heute prägen eher sanft gewellte Wiesen und Felder diese Landschaft.    

Lille

Die unterschätzte Metropole

Anders als Marseille, Bordeaux oder Lyon fehlt bei vielen Frankreichreisenden Lille auf der Wunschliste der sehenswerten französischen Großstädte. Dabei lohnt Frankreichs nördlichste Metropole ebenso einen Besuch wie die beliebteren Rivalen weiter südlich. Es locken eine Altstadt mit flämischer Atmosphäre, eine stärkere Offenheit gegenüber nordeuropäischem Design, malerische Gassen und Plätze sowie herzliche und freundliche Menschen. Außerdem ist Lille für viele Besucher aus dem deutschsprachigen Raum nur einen Katzensprung entfernt. Impressionen aus einer dynamischen Metropole.    

Zentralmassiv

Rodez, in der Heimat von Pierre Soulages

Rodez mag zwar eine Hauptstadt sein, die des Departements Aveyron, dies ändert aber nichts daran, dass die 25.000 Einwohner zählende Stadt ein verschlafenes Provinznest ist. Rodez liegt schlicht zu weit entfernt von den großen Transitrouten und Ballungsräumen Frankreichs. Selbst die nächste Autobahn ist viele Kilometer entfernt und nur mühsam über kurvige Landstraßen zu erreichen. Seit letztem Sommer gibt es aber einen stichhaltigen Grund, trotzdem den Weg nach Rodez auf sich zunehmen: In der Heimat von Pierre Soulages eröffnete ein Museum über diesen großen französischen Maler, der die Farbe Schwarz über alles liebt.    

Côte d'Azur

Antibes, die Überraschung an der französischen Riviera

Bevor Nizza zu Frankreich kam, war das unweit der damaligen Landesgrenze gelegene Antibes militärisch von strategischer Bedeutung. Davon zeugt die von Vauban ausgebaute markante Festung. Heute liegt die französische Staatsgrenze nicht nur weiter östlich, sondern sind kämpferische Auseinandersetzungen auch dank eines vereinten Europas undenkbar geworden. Strategisch wichtig ist Antibes trotzdem noch, zwar nicht mehr für das Militär, aber für den Tourismus. Die 75.000 Einwohner zählende Kommune, deren Bevölkerungszahl in der Hochsaison stark anschwillt, ist einer der Hauptferienorte entlang der Côte d’Azur, der sich überraschend positiv von seiner Konkurrenz unterscheidet.    

Frankreich heute

Regionen

Auf der Suche nach neuen Namen

Die regionale Neugliederung Frankreichs war eines der zentralen Wahlversprechen von François Hollande, das seit letztem Dezember unwiderruflich auf den Weg gebracht wurde. Vor Weihnachten hat das Parlament entschieden, dass aus den aktuell 22 Regionen 13 werden. Nach den heftigen Widerständen im Vorfeld dieser Entscheidung könnte man denken, dass damit der schwerste Schritt zur Reform der Regionen getan ist. Doch die Streitereien gehen weiter. Nun muss entschieden werden, welche Namen die neuen Regionen tragen sollen und welche Orte die regionalen Hauptstädte werden. Die erste Frage beleuchten wir in dieser, die zweite in der kommenden Ausgabe.    

Kultur

Museumseröffnungen wie am Fließband

In einer Zeit, in der in Frankreich überall der Rotstift angesetzt wird und der Gürtel enger geschnallt werden muss, wirkt die Kulturpolitik des Landes paradox: Niemals zuvor gab es so viele Museumseröffnungen wie in letzter Zeit bzw. stehen so viele Neueröffnungen an. Hinzu kommt, dass es sich meist um Museen handelt, die in architektonisch spektakulären Gebäuden eröffnen, die viele Millionen Euro Baukosten verschlingen. Gleichzeitig sind diese neuen kulturellen Leuchttürme im Land wichtige Wirtschaftsfaktoren, so dass die Politik am Ende vielleicht weniger paradox ist, wie dies auf den ersten Blick erscheint. Ein Überblick über die letzten und kommenden Museumseröffnungen.    

Art de vie

Wein

Produktpiraterie, wenn Weinflaschen gefälscht sind

Produktpiraterie ist eine weltweite Plage der heutigen Konsumgüterindustrie. Weniger bekannt ist jedoch, dass auch Frankreichs Weine davon betroffen sind, insbesondere die Spitzenweine des Landes. Offiziell beschäftigt sich das Institut national des appellations d’origine (INAO), das Produkte mit kontrollierter Herkunftsbezeichnung überwacht, mit rund 300 Fällen von Weinfälschungen pro Jahr, ein Viertel davon aus China kommend. Experten gehen aber davon aus, dass die Dunkelziffer noch sehr viel höher liegt und dass sich das Phänomen weiter verbreitet.    

Chantal Rezept

Croque Monsieur & Croque Madame

Ein Croque Monsieur bzw. Croque Madame gehört auf die Speisekarte jeder Brasserie. Erfunden wurden diese Sandwichs um 1910 in einem Café am Boulevard des Capucines in Paris. Die Legende besagt, dass der Gastronom die Namen erfand, um sich aus Spaß einen « kannibalischen Ruf » zu erarbeiten. Die Qualität der Sandwichs schwankt leider sehr von einem Bistro zum nächsten. Ich habe mich auf die Suche nach dem Originalrezept gemacht. Entscheidend für den Geschmack ist die Verwendung von gutem frischen Käse. Bon appétit!    

Produkte

Duralex-Gläser

In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich in fast jedem französischen Haushalt befinden oder die für viele Franzosen kleine Nationalheiligtümer sind, auch wenn sie – vom Ausland aus betrachtet – vielleicht nicht immer als typisch französisch wahrgenommen werden. Dieses Mal geht es um ein Glas, das darüber entscheidet, wie erwachsen man als Kind bereits ist oder wie lange man leben wird. Ein Glas, das aus der Schulzeit der Franzosen nicht wegzudenken ist.    

Spiele

Ein Puzzle als Unikat

Im Zeitalter von Spielekonsolen und Videospielen am Computer wirken Puzzles wie aus der Zeit gefallen. Trotzdem haben sie bei Jung und Alt treue Fans. Schließlich sorgen Puzzles nicht nur für kleine Erfolgserlebnisse, sondern dienen auch der Entspannung. Erfunden wurden sie zwar nicht in Frankreich, sondern in Großbritannien. Es ist aber ein kleines französisches Unternehmen, das die traditionelle handgefertigte Herstellungsmethode aus Holz wachhält. Ein Puzzle als Gegenentwurf zur industriell hergestellten Massenware.