Ausgabe Nr. 56 (Herbst 2015)

Unterwegs in Frankreich

Périgord

Die schönsten Gärten

 Das Périgord ist eine Region für Genießer und Ästheten. Lange Zeit stand die Region in Frankreichs Südwesten bei deutschsprachigen Touristen im Schatten der bekannteren Reiseziele im Land. Zu Unrecht, denn das Périgord gehört zum Besten, was das Land zu bieten hat – ob kulinarisch, architektonisch oder landschaftlich. Das Périgord ist aber eine Urlaubsregion, die den großen Trubel nicht mag. Wer ins Périgord reist, ist auf der Suche nach Natur, Harmonie und Entspannung. Symbolhaft dafür stehen die vielen kleinen und großen Parks in der Region, die teils klassisch, teils modern, teils künstlerisch inszeniert daherkommen. Für Liebhaber schöner Gärten ist die Region geradezu ein Eldorado. Die von Menschenhand geschaffenen grünen Oasen erstrecken sich über die ganze Region. Einen Schwerpunkt bildet jedoch das Tal der Dordogne. Im Folgenden werden vier ganz unterschiedliche Gärten vorgestellt, die die große Bandbreite der Parks verdeutlichen und Lust machen sollen, weitere Gärten des Périgord zu erkunden.

Perpignan

Frankreichs katalanische Seele

 Mit seinen knapp 120.000 Einwohnern zählt Perpignan nicht gerade zu Frankreichs größten und wichtigsten Städten. Trotzdem ist die Hauptstadt des Departements Pyrénées-Atlantiques eine ganz besondere Stadt im Land. Der Grund liegt nicht in ihrer Größe, sondern in ihren kulturellen Wurzeln. Perpignan ist so etwas wie ein Vorbote katalanischer Kultur nördlich der Pyrenäen. Das Lebensgefühl in der Stadt ähnelt mehr dem in Barcelona als dem in Paris. Doch auch die nun schon 350 Jahre dauernde Verbundenheit zu Frankreich zeigt sich in der Stadt.

Jura

Das Loue-Tal, ein landschaftliches und kulturelles Kleinod

 Die Franche-Comté gehört nicht gerade zu den meist besuchten Touristenregionen Frankreichs. Viele Reisende durchqueren die Region zwar, sie sind aber meist auf dem Weg zu den beliebteren Touristenzielen des Landes. Nur selten halten sie an. Dabei gibt es auch in der Franche-Comté die eine oder andere Sehenswürdigkeit zu entdecken. Beispielsweise das Loue-Tal südlich von Besançon, das mit einem Künstlerdorf, einem Schloss, einer spektakulären Schlucht und einer romantischen Flussquelle aufwarten kann.

Loiret

Entdeckungen entlang der östlichen Loire Wenn es um die Schlösser an der Loire geht, konzentrieren sich die meisten Touristen auf die Flussabschnitte zwischen Orléans, Tours und Angers. Dabei gibt es auch östlich von Orléans sehenswerte Schlösser und malerische Orte zu entdecken. Das betroffene Departement trägt zwar den Namen des kleinen Flusses Loiret, doch der wichtigste Fluss des Departements ist trotzdem die Loire. Eine Reise entlang Frankreichs berühmtesten Flusses abseits ausgetretener Touristenpfade.

Bretagne

Presqu'île de Crozon, Halbinsel der schroffen Kaps und spektakulären Ausblicke

Den südlichen Rand der Reede von Brest bildet die Crozon-Halbinsel. Eine großartige Landschaft mit steilen Küsten, schroffen Kaps und viel unberührter Natur. Doch trotz dieser Naturschönheiten ist die Halbinsel selbst in der Hochsaison selten überlaufen. Die Presqu’île de Crozon ist ein Geheimtipp für alle, die eine Bretagne wie aus dem Bilderbuch erleben wollen und den großen Trubel scheuen.


Frankreich heute

Geschichte

Ein Floß aus Burgund, wie Paris über Jahrhunderte mit Holz versorgt wurde

Die Geschichte ist nicht sehr bekannt, doch ohne sie wäre Paris heute vermutlich nicht die Stadt, die sie ist: Drei Jahrhunderte lang, von 1547 bis 1877, versorgte sich die französische Hauptstadt mit Holz aus dem Morvan, ein Höhenzug in Burgund, 250 Kilometer südöstlich der Seine-Metropole. Ungewöhnlich war dabei vor allem, wie das Holz nach Paris transportiert wurde. Mangels der technischen Möglichkeiten der heutigen Zeit formte man aus dem Holz Flöße, die über Flüsse bis in die Hauptstadt trieben. Viele Familien im Morvan lebten von diesem Handel. Doch am Ende des 19. Jahrhunderts war Schluss und diese alte Tradition geriet in Vergessenheit. Bis diesen Sommer einige geschichtsbewusste Burgunder die Vergangenheit wiederaufleben ließen und einmalig einen Holztransport wie vor 150 Jahren organisierten.

Infrastruktur

50 Jahre Montblanc-Tunnel

Vor 50 Jahren, am 16. Juli 1965, weihten die Staatspräsidenten Frankreichs und Italiens, Charles de Gaulle und Giuseppe Saragat, den Montblanc-Tunnel ein. Damit entstand die – abgesehen von den Straßen entlang der Côte d’Azur – damals einzige Straßenverbindung zwischen den beiden Ländern, die auch im Winter befahrbar war. Das französische Savoyen und das italienische Aosta-Tal waren nur noch gut zehn Minuten mit dem Auto voneinander entfernt. Ein Meilenstein im Ausbau der transalpinen Infrastruktur. 1999 sorgte der Montblanc-Tunnel jedoch für traurige Schlagzeilen. Bei einem Brand verloren 39 Menschen ihr Leben. Eine Tragödie, mit der niemand gerechnet hatte. Es folgte eine dreijährige Schließung des Tunnels, die für aufwendige Umbauarbeiten genutzt wurde. Heute gilt der Montblanc-Tunnel sicherheitstechnisch als beispielhaft. Ein Rückblick zum Jubiläum.

Interview

Maren Kroymann

Für ihre Arbeit als Satirikerin, Schauspielerin, Sängerin und Entertainerin bekam Maren Kroymann in diesem Jahr den Ehrenpreis des baden-württembergischen Kleinkunstpreises und 2014 als erste Frau den Sonderpreis « Reif und bekloppt » des Prix Pantheon. 1949 geboren, wuchs sie als Professorentochter in Tübingen auf, studierte Englisch und Französisch und spielte schon als Studentin im Zimmertheater in Tübingen. In den 1990er-Jahren hatte sie als erste Frau in der ARD ihre eigene Satiresendung « Nachtschwester Kroymann ». Sie trat in Fernsehserien wie « Oh Gott, Herr Pfarrer », « Mein Leben und ich », « Eichwald, MdB » und Doris Dörries « Klimawechsel » auf und war in den Kinofilmen wie « Das Superweib », « Maria, ihm schmeckt’s nicht », « Das Fremde in mir » und « Verfolgt » zu sehen. Mit Frankreich erleben sprach sie über ihre Zeit in Paris, ihr aktuelles Programm, die Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich und warum die Quote für Frauen im Fernsehen wichtig ist.

Art de vivre

Wein

Hôtel de Paris, ein Weinparadies tief unter Monaco

Am Eingang wartet ein Bodyguard auf mich, dabei bin ich weder berühmt noch gefährdet. Schnell wird aber klar, dass es auch gar nicht um meinen Personenschutz geht, sondern sich die Sorge vielmehr auf die Weinkostbarkeiten bezieht, die es zu besichtigen gilt. Ich habe das außerordentlich seltene Glück, eine Privatführung im weltweit größten Weinkeller eines Hotels zu bekommen, durch den Weinkeller des Hôtel de Paris in Monaco. Glücklicherweise wartet nicht nur der Bodyguard auf mich, sondern auch einer der 35 Sommeliers des Hauses. Die nächsten zwei Stunden werde ich unter seiner fachkundigen Begleitung unter Tage verbringen und mir ausführlich die Geschichte sowie die verschiedenen Schätze erklären lassen.


Chantals Rezept

Les Chouquettes

Als Kind bewunderte ich immer das Gebäck in den Vitrinen der Bäcker, das an kleine Windbeutel erinnert. Bis heute hat es seine Anziehungskraft auf mich – wie auf viele Franzosen – nicht verloren. Man findet es in jeder guten Bäckerei, oft neben der Kasse, damit man als Käufer unterschwellig in Versuchung geführt wird. Unter « chouquettes » versteht man die simpelste Art dieses Gebäcks aus Brandteig. Gefüllt nimmt es dann andere Namen an wie « éclair au chocolat ». Bon appétit!

Produkte

L'école des loisirs

In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich in fast jedem französischen Haushalt befinden oder die für viele Franzosen kleine Nationalheiligtümer sind, auch wenn sie – vom Ausland aus betrachtet – vielleicht nicht immer als typisch französisch wahrgenommen werden. Hierzu zählen die Kinderbücher aus dem Verlag l’ecole des loisirs. 1965, als sich kaum jemand für diesen Markt interessierte, gründeten die beiden Franzosen Jean Delas und Jean Fabre sowie der Schweizer Arthur Hubschmid dieses Verlagshaus. Im Laufe der Zeit wurde aus den bescheidenen Anfängen eine Institution, deren Werke sich in allen französischen Kinderzimmern befinden. Der Kinderbuchverlag ist heute sogar so bedeutend, dass sein 50. Geburtstag zu den wenigen Jubiläen in diesem Jahr gehört, die vom Kulturministerium offiziell unterstützt werden.