Ausgabe Nr. 23 (September/Oktober 2009)

Unterwegs in Frankreich

Périgord

Auf den Spuren von Jacquou le Croquant

Das Périgord Noir im Südosten des Departements Dordogne war mit seinen dunklen und undurchdringlichen Eichenwäldern schon immer eine Region, in der Märchen und Legenden blühten. Im späten 19. Jahrhundert fügte der Schriftsteller Eugène Le Roy eine weitere Saga hinzu, die Geschichte von Jacquou le Croquant. Ein bis heute in Frankreich sehr populärer Abenteuerroman, der die wahre Geschichte von Bauernaufständen im frühen 19. Jahrhundert aufgreift. Eine Reise durch das unbekannte Périgord, mit dem Buch in der Hand und abseits der bekannten Wege.

Epernay

Avenue de Champagne: Die Champs-Elysée des Schaumweins

Sie ist zwar nur einige Kilometer lang und wenige Meter breit, doch das Renommee ihrer Anrainer ist weltbekannt: Die Avenue de Champagne in Epernay ist das Epizentrum der Champagnerproduktion. Der Besuch einer ungewöhnlichen Straße und eines unterirdischen Gängesystems, in dem Millionenwerte lagern.

Normandie

Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges

Die Normandie ist für kleine Überraschungen immer gut. Wie oft verbergen sich im Labyrinth der schmalen Landstraßen Sehenswürdigkeiten, die dem Reisenden unverhoffte Erlebnisse bescheren. Ein solches hatten wir 30 Kilometer von Rouen entfernt, als sich uns in der Ferne die eindrucksvollen Ruinen der Abtei von Jumièges darboten. Wir ließen uns anlocken und fanden einen Ort, der zu den eindrucksvollsten an der Seine-Mündung gehört.

Paris

Legendäre Lichtspielhäuser in der französischen Hauptstadt

Auf der ganzen Welt sucht man ein Kino meist nach seinem Programm aus. In Paris lohnt es sich aber durchaus, andere Auswahlkriterien hinzuzuziehen. Denn einige der 376 Kinosäle der Hauptstadt, in denen jede Woche zwischen 450 und 500 verschiedene Filme gezeigt werden, lohnen allein schon wegen ihrer Geschichte oder ihrer Architektur einen Besuch. Die Wahl eines Kinos ist für viele Pariser zudem eine Frage der Lebenseinstellung. Sag’ mir, in welches Kino Du gehst, und ich sag’ Dir, wer Du bist – dieser Spruch trifft in Paris besser zu als irgendwo anders. Da viele Filme zudem in der Originalversion gezeigt werden, sind mangelnde Französischkenntnisse kein Hindernis für einen Kinobesuch. Eine Reise zu legendären und außergewöhnlichen Lichtspielhäusern an der Seine.

Ardèche

Ein Departement voller Überraschungen

Mit einer Fläche von 5.529 Quadratkilometern steht das Departement Ardèche bezüglich der Größe an 64. Stelle im Land. Dies ändert aber nichts daran, dass es viele landschaftliche Höhepunkte zu bieten hat. Nur einige Kilometer trennen dichte Wälder von kargen Bergfelsen, Flüsse durchziehen die Gegend und bilden pittoreske Schluchten und einsame Bergdörfer wirken wie aus einer anderen Zeit. Eine Gegend zum Entdecken und Bestaunen.

Nîmes

Römische Baudenkmäler und mediterrane Lebensfreude

Als Nemausus wurde Nîmes einst unter den alten Römern groß. Bis heute prägen Bauten aus dieser Zeit das Stadtbild und gehören zu den Hauptsehenswürdigkeiten. Doch die rund 130.000 Einwohner zählende Departementhauptstadt ist seitdem mitnichten ein verstaubtes Provinznest geworden. Ein Stadtrundgang.

Frankreich heute

Versailles

Traditionelle Berufe hinter historischen Mauern

Das Schloss von Versailles ist nicht nur Weltkulturerbe der UNESCO und eine der Hauptsehenswürdigkeiten des Landes, es ist auch ein wichtiger Arbeitgeber: Mehr als 1.000 Mitarbeiter verdienen hier ihr täglich Brot. Sie kümmern sich um 60.000 Kunstwerke, darunter 7.000 Gemälde, 2.100 Skulpturen sowie 6.000 antiquarische Bücher, 32 Hektar Wiesen sowie mehr als 350.000 Bäume und 35 Kilometer Rohre für den Betrieb der Fontänen. Einige dieser Metiers können dabei als durchaus kurios gelten. Ein Blick hinter die Kulissen gewöhnlicher und weniger gewöhnlicher Berufe an einem historischen Ort.

Frédéric Mitterrand

Der neue französische Kulturminister

Mit der letzten Kabinettsumbildung landete Nicolas Sarkozy wieder einmal einen politischen Coup. Denn seither ist der Neffe des ehemaligen sozialistischen Präsidenten François Mitterrand neuer Kulturminister in der derzeitigen konservativen Regierung. Wieder ein Mitterrand im Elysée-Palast, wenn auch nur bei den wöchentlichen Kabinettssitzungen. Der Höhepunkt einer beeindruckenden Karriere für einen außergewöhnlich begabten Politiker.

Licht und Kerzen

Lyon gratuliert Leipzig zum Wendejubiläum

Wenn in diesem Jahr die Wende ihr 20-jähriges Jubiläum feiert, wird das auch in Frankreich registriert und mit großem Interesse verfolgt. Einige Ausstellungen und Veranstaltungen widmen sich diesem Thema. Etwas Besonderes entsteht aus diesem Anlass in Leipzig. Zum 20. Jahrestag der Montagsdemonstrationen schenkt die Stadt Lyon, mit der die Sachsenmetropole durch eine langjährige Partnerschaft verbunden ist, ihrer Schwesterstadt das berühmte Lichterfest. Oder zumindest fast. Ein Bericht über ein deutsch-französisches Projekt mit Seltenheitswert.

Art de vivre

Rum

Hochprozentiges aus Übersee 

Zuckerrohrschnaps ist ein profaner Begriff für das Getränk, das in uns Bilder von karibischer Sonne, Palmenküsten und relaxtem Lebensstil hervorruft: Rum. Er soll der Legende nach zufällig von einem Sklaven entdeckt worden sein, der einen Becher Zuckerrohrsaft in der Sonne hatte stehen lassen. Seit dem wird aus vergärtem Zuckerrohrsaft Alkohol gewonnen und zu Rum verschnitten. Eine durchaus französische Spezialität aus den Überseedepartements.

Chantals Rezept

Baba au rhum

Bei uns zu Hause war es stets mein Vater, der einen Rum-Savarin zubereitete, meist ganz früh am Morgen, damit er von niemandem gestört wurde. Dann neckte er uns damit, dass dieser Kuchen wegen des Alkohols angeblich nichts für Kinder sei. Aber natürlich durften wir naschen. Wir Kinder sind inzwischen groß geworden, aber dieser traditionelle französische Kuchen hat von seinem Reiz nichts verloren.

Systemgastronomie

Fastfood erobert Frankreich

Während Frankreich weltweit den Ruf genießt, eine kulinarische Hochkultur zu sein, finden doch immer mehr industrielle Fertigprodukte Eingang in den französischen Alltag. Die Folge: Man isst weniger gut, das Wissen um das kulturelle Erbe geht ein bisschen verloren und die Leute werden dicker. Manche schlagen schon Alarm und warnen, dass die französische Haute-Cuisine bald der Vergangenheit angehören könnte.