Ausgabe Nr. 77 (Winter 2020-2021)

UNTERWEGS IN FRANKREICH

Radtourismus
Von der Bretagne bis an die belgische Grenze
Mit 1500 Kilometern ist Vélomaritime einer der längsten und am besten ausgebauten Radwege Frankreichs. Dieser Radwanderweg sieht nicht nur auf dem Papier gut aus, sondern ist auch in der Praxis gut konzipiert und stellt zweifellos eines der Prunkstücke unter den französischen Radwegen dar.

Hauts-de-France
La Coupole: von der Vergangenheit in die Zukunft
In der Nähe von Saint-Omer befindet sich am Hang eines Hügels eine unglaubliche Betonkuppel, sie ist eines der beeindruckendsten Zeugnisse des Zweiten Weltkriegs in Frankreich. Besuchen Sie mit uns diesen Ort, an dem es gelungen ist, auf nicht alltägliche Art Geschichte und Wissenschaft zu verbinden, um die Zukunft besser zu erfassen.

Coup de cœur
La Grange au Lac
: wie im inneren eines Celios

Es gibt Orte, an denen man beim ersten Besuch spürt, dass sie für immer und ewig im Gedächtnis haften werden. Ein solcher Ort ist die Grange au Lac. Das Gebäude mit seinem außergewöhnlichen Konzertsaal für 1200 Zuhörer liegt eingebettet im Park des Hotels Ermitage oberhalb der Stadt Évian-les-Bains (Haute-Savoie) und dem Genfersee. Bereits von außen macht es neugierig: Die riesige Fassade aus rotem Zedernholz, dem die Jahre und Jahreszeiten eine besondere Patina verliehen haben, erinnert seltsamerweise sowohl an eine typische Scheune in Savoyen als auch an eine Datscha im fernen Russland.

Pays de la Loire
La Chartre-sur-le-Loir: das Dorf der Antiquitätenhändler
Stellen Sie sich ein kleines Dorf mit etwas weniger als 1500 Einwohnern vor, das eingebettet am Ufer eines kleinen Flusses im Süden eines ruhigen Departements liegt. Der Fluss heißt Loir, das Departement Sarthe. Bis in die nächstgelegenen « Großstädte » Tours und Le Mans sind es 44 beziehungsweise 51 Kilometer. Alles spricht dafür, dass man hier, mitten auf dem Lande, ein sehr friedliches Leben führt. Vielleicht sogar ein bisschen zu friedlich, denn in den meisten Orten der Umgebung schloss im Laufe der Jahre ein Geschäft nach dem anderen, und mit jedem verschwand ein Stück Leben. In La Chartre-sur-le-Loir ist es dagegen vor allem an den Wochenenden immer sehr belebt. Und zwar auf eine besondere Art belebt. Im Laufe einiger Jahre wurde der Ort zu einem unumgänglichen Treffpunkt für alle Liebhaber von Trödel und Antiquitäten. Das geht inzwischen so weit, dass man vom Village des antiquaires, also vom Dorf der Antiquitätenhändler, spricht.

Bourgogne-Franche-Comté
Aufbruchstimmung in den französischen Thermalbädern
Die Franzosen haben Glück, denn sie besitzen mit den Vogesen, dem Jura, den Alpen, dem Zentralmassiv und den Pyrenäen eine Vielzahl an Bergmassiven. Aus diesen Bergen beziehen sie seit Jahrhunderten Unmengen von Wasser in einer hervorragenden Qualität, das seit Langem in Flaschen abgefüllt und unter Marken wie Évian, Vittel, Badoit oder Contrex in die ganze Welt exportiert wird. Dieses « blaue Gold » war darüber hinaus der Ursprung zahlreicher Kureinrichtungen, die wiederum den Ruf vieler berühmter Bäderstädte ausmachen. Bis vor nicht allzu langer Zeit war das Thermalangebot in Frankreich jedoch eher medizinisch orientiert und Kurgästen vorbehalten, die während des Aufenthalts bestimmte Leiden behandeln ließen. Doch inzwischen wenden sich immer mehr alteingesessene Thermaleinrichtungen auch « Wohlfühlangeboten » zu. Besonders deutlich wird diese Entwicklung in der Region Bourgogne-Franche-Comté, wo zwischen dem Ufer der Loire und den Massiven von Vogesen und Jura fünf bestehende Thermalbäder mittlerweile Wellnessbereiche eingerichtet haben, wenn auch in unterschiedlichem Umfang. Ein weiteres Thermalbad, das in den 90er-Jahren geschlossen wurde, wird demnächst die Aktivitäten rund um sein Quellwasser wieder aufnehmen und hat ebenfalls ein Angebot zum Thema Wohlbefinden integriert. Das Image der französischen Thermalbäder scheint also nach und nach moderner zu werden.

Bretagne
Leuchtürme und Leuchtfeuer: im Westen etwas neues!
Seezeichen sind beim breiten Publikum relativ unbekannt, obwohl sie seit Jahrhunderten weltweit von zentraler Bedeutung sind und sowohl hinsichtlich der Lichttechnik als auch der geltenden Bestimmungen ein gelungenes Beispiel für internationale Zusammenarbeit darstellen. Aufgrund seiner geografischen Lage verfügt Frankreich in diesem Bereich über ein besonderes Know-how. Von den 129 französischen Leuchttürmen an Land und im Meer befinden sich 52 in der Bretagne, 23 im Finistère und alleine fünf auf der Insel Ouessant, eine Tatsache, die auf der ganzen Welt einzigartig ist. Das Musée des Phares et Balises, das 1988 zu Füßen des legendären Phare du Créac’h eingerichtet wurde, würdigt die Geschichte der Seezeichen in besonderer Weise. Im Rahmen eines ambitionierten Projektes des Departements soll es demnächst renoviert und in das künftige Centre National des Phares in Brest integriert werden.

FRANKREICH HEUTE

Am Tag als ... der Leichnam des Unbekannten Soldaten am Arc de Triomphe bestattet wurde
Es gibt Tage, die anders sind. Sie erscheinen zunächst ganz « banal », doch dann ereignet sich etwas, das die Menschen so bewegt, dass sie sich noch lange daran erinnern. Über solche Tage, die im Gedächtnis der Franzosen haften geblieben sind, berichten wir in dieser Rubrik.

Enthüllung
Das Geheimnis um van Goghs letztes Bild gelüftet
Am 29. Juli 1890 starb der niederländische Maler Vincent van Gogh (1853-1890) in Auvers-sur-Oise (Val-d'Oise), einem kleinen Künstlerdorf rund 30 Kilometer nordwestlich von Paris. Die Todesursache: ein Schuss ins Herz. Van Goghs letzte Tage waren bis heute von einem Geheimnis umgeben. 130 Jahre später haben das Schicksal, eine alte Postkarte, ein letztes Bild und die Entschlossenheit eines hervorragenden Kenners des großen Malers den Schleier gelüftet, der über dieser Zeit ganz kurz vor seinem Tod lag. Erzählung einer spektakulären Begebenheit.

ART DE VIVRE

Portrait

Jean-Yves de Groote, Herausgeber von Ecoute
Wie viele andere Wirtschaftsbereiche sind auch die Printmedien derzeit durch die Krise um das Coronavirus vielen Veränderungen unterworfen. Da erscheint es uns sinnvoll und solidarisch, Ihnen die Aktivitäten von Berufskollegen vorzustellen, die unseres Erachtens ebenso enthusiastisch und entschlossen wie wir das Verständnis für und die Liebe zu Frankreich fördern wollen. Wir freuen uns daher heute auf den Austausch mit Jean-Yves de Groote. Er ist Herausgeber von Écoute, einem Sprachmagazin der Zeit-Gruppe, das speziell Frankreich und der französischen Sprache gewidmet ist.

Gastronomie

Jacques Bockel: ein Elsässer "provoziert" die Welt der Schokolade

In der kleinen, behäbigen Welt der französischen Gastronomie fällt der elsässische Chocolatier aus dem Rahmen. Dieser große, lebenslustige Kerl mit lauter Stimme und oft sarkastischem Humor setzt seit 35 Jahren bei seinen Schokoladenkreationen unerschütterlich auf Innovation und Originalität. Eine Kreation ist verrückter als die andere. Während die meisten seiner Berufskollegen in Frankreich nach wie vor ihre mit Ganache oder Nougat gefüllten Pralinen in klassischen luxuriösen Pralinenschachteln präsentieren, wirft Jacques Bockel als regelrechter « Provokateur » seines Berufsstandes bewusst alle Gewohnheiten über den Haufen. Seine Geschäfte sind modern und in leuchtenden Farben gestaltet, seine Schokolade hat die Form von Spargeln, Stöckelschuhen, Bierflaschen, Rosensträußen, Farbstiften oder Zigarren. Neugierig geworden, haben wir ihn in seiner Chocolaterie in Saverne (Bas-Rhin) besucht.

Chantals Rezept

Tarte au chocolat
Als ich erfuhr, dass in dieser Ausgabe von Frankreich erleben ein Artikel über den berühmten elsässischen Chocolatier Jacques Bockel erscheint, war mir sofort klar, dass ich Ihnen eines meiner Lieblingsdesserts mit Schokolade vorstellen muss: die Tarte au Chocolat. Auch wenn zahlreiche Küchenchefs seit Jahren diesen großen Klassiker der französischen Gastronomie immer wieder auf ihre Art neu interpretieren, bleibe ich meinem Familienrezept treu. Es ist einfach und authentisch, vorausgesetzt es wird mit einer sehr guten Schokolade zubereitet. Dann jedoch erhält man garantiert ein wohlschmeckendes Dessert, das auf der Zunge zergeht und die größten Leckermäuler erfreuen wird!

Serie

Typisch Französische Produkte (27)

Die Künstlerfarben Lefranc Bourgeois
Vor 300 Jahren begegneten sich in Paris der Apotheker Charles Laclef und der damals noch unbekannte Künstler Jean Siméon Chardin. Aus diesem Zusammentreffen entstand eines der prestigeträchtigsten Unternehmen im Bereich der schönen Künste in Frankreich und eine der renommiertesten Marken für Künstlerfarben auf der ganzen Welt: Lefranc Bourgeois.

RUBRIKEN

Guéwen a testé

 ... 80 oder 90 km/h? welche Geschwindigkeit gilt auf Frankreichs Straßen ?

Seit einiger Zeit stellt sich das Autofahren auf den französischen Departementsstraßen teilweise als verwirrend heraus: Obwohl die lange Zeit gültige Geschwindigkeitsbegrenzung von 90 km/h vor gut zwei Jahren auf 80 km/h reduziert wurde, werden nun sukzessive wieder die alten Schilder mit der Angabe 90 km/h installiert. Aber nicht überall. Was ist denn los auf Frankreichs Straßen? Ich werde versuchen, Bilanz zu ziehen ...